Ein Atemtest bestimmt, wie schlimm der Geruch wirklich ist. Oft hat schlechter Atem andere Ursachen, als man denkt.
05.03.2019 – Tagesanzeiger, Andrea Söldi
Die Frau holt tief Luft, klemmt das Mundstück zwischen die Lippen und bläst den Atem gleichmässig durch den Plastikschlauch hinaus. Nach wenigen Sekunden erscheint auf dem Display des handtaschengrossen Geräts eine Zahl: 72. Bei der zweiten Messung gibt das Halimeter, so heisst das Gerät, 90 an. «Das ist nicht extrem, liegt aber im Grenzbereich», sagt Teresa Meyer. Die Zürcher Zahnärztin bietet in ihrer Praxis Mundgeruch-Sprechstunden an. Bei besagter Patientin war ihr der unangenehme Geruch kürzlich während einer Behandlung aufgefallen, weshalb sie ihr eine gründliche Abklärung empfohlen hatte. Die gut 40-jährige Patientin willigte ein, weil auch ihr Ehemann sie bereits verschiedentlich auf den Missstand angesprochen hat. «Ich fühle mich häufig unsicher im Kontakt mit anderen Menschen», sagt die Zürcherin.
Mundgeruch ist ein heikles Thema. Den meisten Menschen ist es gleichermassen peinlich, jemanden im Bekanntenkreis darauf anzusprechen, wie selber darauf aufmerksam gemacht zu werden. Wer vermutet, dass sein Atem schlecht riecht, isoliert sich im Extremfall zunehmend und traut sich kaum mehr, mit anderen Leuten in näheren Kontakt zu treten. In Gesprächen halten manche die Hand vor den Mund oder wenden sich leicht ab, sodass Blickkontakt schwierig ist. Das kann befremdlich wirken. Statt solchen Vermeidungsverhaltens sei es wesentlich sinnvoller, der Sache auf den Grund zu gehen, sagt Zahnärztin Meyer. Denn in den meisten Fällen könne mit einer guten Beratung und einigen relativ einfachen Massnahmen eine markante Verbesserung erzielt werden.
Mundgeruch ist ein heikles Thema. Den meisten Menschen ist es gleichermassen peinlich, jemanden im Bekanntenkreis darauf anzusprechen, wie selber darauf aufmerksam gemacht zu werden. Wer vermutet, dass sein Atem schlecht riecht, isoliert sich im Extremfall zunehmend und traut sich kaum mehr, mit anderen Leuten in näheren Kontakt zu treten. In Gesprächen halten manche die Hand vor den Mund oder wenden sich leicht ab, sodass Blickkontakt schwierig ist. Das kann befremdlich wirken. Statt solchen Vermeidungsverhaltens sei es wesentlich sinnvoller, der Sache auf den Grund zu gehen, sagt Zahnärztin Meyer. Denn in den meisten Fällen könne mit einer guten Beratung und einigen relativ einfachen Massnahmen eine markante Verbesserung erzielt werden.
Magen ist selten schuld
Woher aber kommt der unangenehme Mief, der uns immer mal wieder von Menschen zurückweichen lässt, seien sie noch so nett und interessant? «Viele Betroffene glauben, der Geruch komme aus dem Magen, und lassen sich deshalb beim Gastroenterologen untersuchen», sagt Meyer. Es komme deshalb häufig zu unnötigen Magenspiegelungen und manchmal sogar zu Antibiotika-Verordnungen. Diese würden aber die natürliche Flora des Magen-Darm-Trakts zerstören, womit sich der Geruch oft noch verstärke.
Zu etwa 90 Prozent liegt die Ursache für fauligen Atem in der Mundhöhle. Verantwortlich können zum Beispiel Karies oder Zahnfleischentzündungen sein, genannt Paradontitis. Bakterien, die übel riechende Substanzen wie flüchtige Schwefelverbindungen, Aceton und Buttersäure produzieren, verstecken sich zudem in Zahnfleischtaschen oder Zungenfalten. Auf der Zunge bildet sich zudem häufig ein Belag aus Bakterien. Mit einer guten Mundhygiene und zahnärztlicher Prophylaxe können aber bereits verschiedene begünstigende Faktoren minimiert werden.
Manchmal liegt der Grund aber auch bei Entzündungen der Mandeln oder in den Nasen nebenhöhlen. Zudem kann schlechter Atem ein Hinweis auf verschiedene körperliche Krankheiten wie etwa Niereninsuffizienz oder Diabetes sein. Weiter bewirken zahlreiche Medikamente eine Mundtrockenheit, die das Entstehen von Mundgeruch begünstigt. Und auch wenn wir Hunger haben oder gar länger fasten, scheidet der Körper schlecht riechendes Aceton durch die Atemluft aus. Der Stoff entsteht aus den Ketonkörpern, die der Körper beim Abbau von Fettreserven freisetzt. Regelmässiges Trinken und Mundspülen ist dann besonders wichtig. «Ein gewisser Geruch am Morgen ist normal, weil der Mund über die Nacht trockener wird», stellt die Spezialistin klar. Eine krankhafte Halitosis, so der Fachbegriff für das unangenehme Übel, liege erst vor, wenn das Symptom nach dem Trinken und Zähneputzen nicht verschwinde.
Bei Meyers Patientin finden sich gleich mehrere Baustellen: defekte Zahnfüllungen, nicht vollständig durchgebrochene Weisheitszähne, die nur mit einer dünnen Schleimhaut bedeckt sind, sowie sogenannte Tonsillensteine (eitrige Stellen in den Rachenmandeln, die sich mit Kalk verbinden und hart werden) – alles Tummelfelder, wie sie Bakterien lieben. Zudem geht aus dem vorgängig ausgefüllten Fragebogen hervor, dass die Frau nur ein- bis zweimal täglich die Zähne putzt. Zu wenig, findet die Zahnärztin und fragt nach weiteren Faktoren wie etwa Stress und hormonelle Veränderungen. Beides kann ebenfalls zu trockenerer Mundschleimhaut führen. Frauen riechen in der Pubertät sowie in den Tagen rund um den Eisprung etwas stärker.
Zu etwa 90 Prozent liegt die Ursache für fauligen Atem in der Mundhöhle. Verantwortlich können zum Beispiel Karies oder Zahnfleischentzündungen sein, genannt Paradontitis. Bakterien, die übel riechende Substanzen wie flüchtige Schwefelverbindungen, Aceton und Buttersäure produzieren, verstecken sich zudem in Zahnfleischtaschen oder Zungenfalten. Auf der Zunge bildet sich zudem häufig ein Belag aus Bakterien. Mit einer guten Mundhygiene und zahnärztlicher Prophylaxe können aber bereits verschiedene begünstigende Faktoren minimiert werden.
Manchmal liegt der Grund aber auch bei Entzündungen der Mandeln oder in den Nasen nebenhöhlen. Zudem kann schlechter Atem ein Hinweis auf verschiedene körperliche Krankheiten wie etwa Niereninsuffizienz oder Diabetes sein. Weiter bewirken zahlreiche Medikamente eine Mundtrockenheit, die das Entstehen von Mundgeruch begünstigt. Und auch wenn wir Hunger haben oder gar länger fasten, scheidet der Körper schlecht riechendes Aceton durch die Atemluft aus. Der Stoff entsteht aus den Ketonkörpern, die der Körper beim Abbau von Fettreserven freisetzt. Regelmässiges Trinken und Mundspülen ist dann besonders wichtig. «Ein gewisser Geruch am Morgen ist normal, weil der Mund über die Nacht trockener wird», stellt die Spezialistin klar. Eine krankhafte Halitosis, so der Fachbegriff für das unangenehme Übel, liege erst vor, wenn das Symptom nach dem Trinken und Zähneputzen nicht verschwinde.
Bei Meyers Patientin finden sich gleich mehrere Baustellen: defekte Zahnfüllungen, nicht vollständig durchgebrochene Weisheitszähne, die nur mit einer dünnen Schleimhaut bedeckt sind, sowie sogenannte Tonsillensteine (eitrige Stellen in den Rachenmandeln, die sich mit Kalk verbinden und hart werden) – alles Tummelfelder, wie sie Bakterien lieben. Zudem geht aus dem vorgängig ausgefüllten Fragebogen hervor, dass die Frau nur ein- bis zweimal täglich die Zähne putzt. Zu wenig, findet die Zahnärztin und fragt nach weiteren Faktoren wie etwa Stress und hormonelle Veränderungen. Beides kann ebenfalls zu trockenerer Mundschleimhaut führen. Frauen riechen in der Pubertät sowie in den Tagen rund um den Eisprung etwas stärker.
Betroffene merken oft nichts
Manche Leute seien sich ihres Mundgeruchs gar nicht bewusst, sagt Rainer Seemann, Professor an den Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern. «Zahnärzte sollten sich deshalb trauen, das heikle Thema anzusprechen», betont der Spezialist, der für eine Enttabuisierung einsteht. Auch im Bekanntenkreis sei mehr Offenheit angebracht. «Mundgeruch beeinträchtigt das Zusammenleben und kann zu Problemen am Arbeitsplatz oder gar zu völliger Isolation führen.»
Auf der anderen Seite haben es Zahnärzte zuweilen auch mit überbesorgten Patienten zu tun. Einige kauen ständig Kaugummis oder lutschen Minzbonbons, schrubben übertrieben häufig ihre Zähne und benutzen Mundspülungen. Im Extremfall spricht man von Halitophobie.
Seemann, der sich bereits vor 20 Jahren als einer der ersten des Problems Mundgeruch angenommen hat, führte letztes Jahr eine Studie mit 1000 Teilnehmern durch, eine Hälfte Rekruten, eine Hälfte Stadtbernerinnen und -berner. Bei der Befragung gab ein Drittel an, unter Mundgeruch zu leiden. Das Halimeter bestätigte die Befürchtung jedoch nur bei elf Prozent. «Es ist schön, wenn man Entwarnung geben kann», sagt Seemann. «Die meisten Leute gehen dann entlastet nach Hause und bewegen sich wieder freier in Gesellschaft.
Auf der anderen Seite haben es Zahnärzte zuweilen auch mit überbesorgten Patienten zu tun. Einige kauen ständig Kaugummis oder lutschen Minzbonbons, schrubben übertrieben häufig ihre Zähne und benutzen Mundspülungen. Im Extremfall spricht man von Halitophobie.
Seemann, der sich bereits vor 20 Jahren als einer der ersten des Problems Mundgeruch angenommen hat, führte letztes Jahr eine Studie mit 1000 Teilnehmern durch, eine Hälfte Rekruten, eine Hälfte Stadtbernerinnen und -berner. Bei der Befragung gab ein Drittel an, unter Mundgeruch zu leiden. Das Halimeter bestätigte die Befürchtung jedoch nur bei elf Prozent. «Es ist schön, wenn man Entwarnung geben kann», sagt Seemann. «Die meisten Leute gehen dann entlastet nach Hause und bewegen sich wieder freier in Gesellschaft.
Redaktion: Tamedia