Blog und News | Zahnpraxis Dr. Teresa Meyer, Zürich

Wie Probiotika unsere Zähne schützen

In unserem Körper leben riesige Populationen von Bakterien, welche Mikrobiom genannt werden. Rund 100 Billionen Bakterien befinden sich im Verdauungstrakt und wiegen ca. 1,5 Kilogramm. In unserem Mund gibt es mehr als 700 verschiedene Bakterienarten, aber nur 30 bis 70 dieser Arten sind vorherrschend. Jeder vor uns hat eine einzigartige Bakterienkombination in sich.
Unser Körper nimmt seine dauerhaft vorhandenen Stämme in den ersten 18 Monaten seines Lebens auf. Sobald sie sich etabliert haben, werden diese Stämme Teil des Körpereigenen Ökosystems und verändern sich im Laufe des Lebens nicht. Bestimmte Bakterienstämme haben die Oberhand, sie regulieren das biochemische Milieu und die Populationen von ihren Nachbarn.

In einem gesunden Mund herrscht ein Bakteriengleichgewicht, in dem die probiotischen Arten überwiegen.

Probiotika sind Mikroorganismen, die im Körper leben und dessen Gesundheit fördern. Wird das Gleichgewicht in der Mundhöhle dauerhaft gestört, gewinnen krankheitsfördernde Bakterien die Oberhand. Es spiegelt sich in Karies, Parodontitis oder Mundgeruch wider. Denn eine Erkrankung der Mundhöhle ist im Grunde genommen nichts anders als ein dauerhaftes Ungleichgewicht zwischen dessen Bakterien.
Probiotische Bakterien überziehen unsere Zähne, Zahnfleisch, Schleimhäute im Mund, Hals, Nase und Speiseröhre.

Sie verhindern den Eintritt von pathogenen, das heisst krankmachenden, Bakterien in unseren Körper.

Wenn probiotische Kolonien stark genug sind, beseitigen sie einen Eindringling nach kurzer Zeit und dies, selbst wenn unser Immunsystem ihn noch nicht identifiziert hat. Das bewirken Probiotika, indem sie bestimmte Stoffe produzieren, die entweder diese Art von Bakterien direkt abtöten oder ein Milieu erzeugen, das für diese Bakterien unpassend ist.
Viele Probiotika produzieren antibiotische Stoffe-Bakteriozine-die im Gegensatz zu vielen pharmazeutischen Antibiotika-selektiv nur bestimmte Stämme von Bakterien schädigen. Gleichzeitig unterstützen Bakteriozine das körperliche Immunsystem, indem sie die Aktivität der T- und B- Zellen anregen.
Wie alle Ökosysteme ist auch unser bakterielles Ökosystem den äusseren Einflüssen ständig ausgesetzt.

Im Laufe der Jahre können Probiotika durch Antibiotika- Einnahme, falsche Ernährung, Stress und den Kontakt mit Giftstoffen drastisch verringert oder eliminiert werden.

Zum Glück haben wir über viele dieser Dinge selbst die Kontrolle. Alles, was wir essen stärkt entweder die Bakterien, die uns gesund halten oder verschafft den feindlichen Bakterien Vorteile.
Photo by Farhad Ibrahimzade

Um ein gesundes Milieu für unsere probiotischen Bakterien zu schaffen, ist es wichtig sicherzustellen, dass sie die richtige Mischung an Nährstoffen bekommen.

Die von Probiotika bevorzugten Nahrungsmittel nennt man Präbiotika. Die bekanntesten sind Inulin und Oligofructose.
Inulin ist ein natürlich vorkommendes Kohlenhydrat, das Pflanzen als Energiereserve nutzen. Viel Inulin findet man zum Beispiel in Topinambur und Chicorée.
Zu den Oligofructose enthaltenden präbiotischen Lebensmitteln zählen unter anderem Bananen, Knoblauch, Lauch und Spargel. Schon 2,75 Gramm von Präbiotika vermehrt die probiotischen Kolonien drastisch und wirkt zudem antagonistisch auf pathogenen Mikroorganismen, solche wie Salmonellen, Listerien, Campylobacter und Shigellen.
Diese und andere krankmachende Bakterien lieben raffinierte Zucker und verarbeitete Kohlenhydrate. Zudem können wir unsere orale Probiotika mit probiotischen Nahrungsmitteln unterstützen. Zu denen zählen fermentierte Lebensmittel, wie Sauerkraut, Joghurt und einige Käse Sorten. Immer, wenn wir diese Lebensmittel essen, bleiben einige Bakterien zurück und stimulieren die Vermehrung von dauerhaft vorhandenen Probiotika.
Zusammenfassend kann man sagen, dass eine vollwertige, ballaststoffreiche und zuckerarme Ernährung unsere Flora positiv beeinflusst.

Nach wie vor bleibt die Frage nach der Mundpflege.

Ein sauberer Zahn wird nicht krank„, lautete das Credo früher.
Dementsprechend versuchte man die Mundhöhle mit chemischen und mechanischen Mitteln möglichst bakterienfrei zu halten. Unsere Supermärkte sind voll von Spülungen, die uns Kariesfreiheit, gesundes Zahnfleisch und frischen Atem versprechen versprechen und trotzdem haben viele Leute Karies und Parodontitis oder leiden an Mundgeruch. Warum?
Eine bessere Vorgehensweise könnte sein, nicht die Bakterienfreiheit der Mundhöhle anzustreben, was ohne Daueransatz von antiseptischen Mitteln nicht möglich wäre, sondern mit Hilfe der natürlichen probiotischen Populationen ein Gleichgewicht zwischen gesunden und krankmachenden Bakterien herzustellen.
  • Zähneputzen nach den Mahlzeiten
  • Die Verwendung von Zahnseide und interdental Bürstchen oder
  • Mundduschen verringern die Beläge wirksam.
  • Ein Zungenreiniger ist ebenfalls nützlich um die Zahl der pathogenen Bakterien zu reduzieren.

Erwiesenermassen hilf darüber hinaus die ayurvedische Praktik des Ölziehens ein bakterielles Gleichgewicht im Mund herzustellen.

Eine jährliche oder halbjährliche professionelle Zahnreinigung ist unverzichtbar. Zudem sollen wir bei Zahnpasten und Spülungen auf die Inhaltsstoffe achten. Heute gibt es einige gute Produkte mit einem Minimum an Zusatzstoffen, die unseren oralen Probiotika schaden können.
Zusätzlich zur Mundpflege können wir die Vermehrung von unseren dauerhaft vorhandenen probiotischen Kolonien anregen.
Am wirksamsten funktioniert das mit der Supplementierung von Stämmen wie
  • Lactobacillus salivarius
  • Lactobacillus reuteri und
  • Streptococcus salivarius
mit Hilfe von speziellen Lutschtabletten oder Kaugummis.
Obwohl die supplementierten Stämme nur ca. 2 Wochen über das Ende der Einnahme im Mund bleiben, wirken sie in dieser Zeit positiv auf die dauernd vorhandenen Stämme. Die beste Zeit für die Einnahme oraler Probiotika ist abends vor dem Schlafen oder tagsüber nach den Mahlzeiten. Die Zähne sollten vorher geputzt werden.
Noch Fragen?
Stellen Sie Ihre Fragen an Dr. med. dent. Teresa Meyer. Telefon 044 261 77 55 oder schreiben Sie eine E-Mail
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