Blog und News | Zahnpraxis Dr. Teresa Meyer, Zürich

Allergie auf Titanimplantat?

Immer wieder werde ich von Patienten, bei denen eine Implantation geplant ist, gefragt, wie hoch das Risiko einer Implantatallergie sei. In diesem Beitrag werde ich versuchen, auf diese Fragestellung einzugehen und darauf Antworten zu geben.

Die von uns verwendeten Implantate bestehen ausschliesslich aus sog. Rein-Titan. Titan ist für viele Patienten ein gut verträgliches Material. Im Unterschied zu anderen Metallen sind echte Allergien auf Titan ausgesprochen selten.

Dies hat mit dem besonderen Verhalten vom Titan zu tun.

Titan liegt, im Gegensatz zu anderen Metallen, wie z.B. Nickel oder Gold, nicht in freier ionischer Form vor, da es sofort oxidiert. Somit ist es im Gegensatz zu den übrigen Metallen auch nicht in der Lage, sich an die körpereigenen Proteine zu binden, diese zu modifizieren und als Hapten (Halballergen) zu fungieren. Deshalb kann man auch nicht von einer Titanallergie sprechen. Und trotzdem müssen Titanimplantate in gewisser Weise als Fremdkörper betrachtet werden.

Von der Implantat-Oberfläche können sich immer auch Titanpartikel lösen, welche sich im umliegenden Gewebe ablagern. Dort werden sie von den sog. Gewebsmakrophagen erkannt und «gefressen». Das ist ein physiologisches Geschehen, das für die Mehrheit der Patienten gänzlich unproblematisch ist. Aber gewisse Patienten reagieren auf diese Titanoxidpartikel mit einer überschiessender Entzündungsreaktion. Bei ihnen besteht eine erhöhte Gefahr einer implantatsassoziierten Entzündung und einem damit verbundenen allfälligen Implantatsverlust. Warum ist dies so?

Kann die Entzündungsneigung diagnostiziert werden?

Heutzutage weiss man, dass eine überschiessende Entzündungsneigung oft auch genetisch bedingt ist. Wir Menschen unterscheiden uns in der Zusammensetzung unserer Gene. So tragen manche Menschen genetische Kombinationen, die zu einer überschiessenden Freisetzung von enzündungsfördernden Botenstoffen (Zytokine) führen. Diese individuelle Entzündungsneigung kann mit Hilfe von modernen Laboruntersuchungen bestimmt werden. Es werden hierfür 4 Grade ermittelt, von Grad 0 – normale Entzündungsneigung, bis zu Grad 4 – deutlich erhöhte Neigung. Diese Parameter sind unveränderlich, d.h. sie bleiben unser ganzes Leben lang gleich.

Man kann das Ausmass der Entzündungsreaktion auf Titanoxidpartikel testen.

Im sog. «Titanstimulationstest» wird die Reaktionsbereitschaft der Blutzellen auf Titanoxidpartikel untersucht. Wenn Sie mehr über diese Tests erfahren möchten, besuchen Sie doch bitte auch die Website unseres Partner-Instituts für medizinische Diagnostik www.IMD-Berlin.de. Leider sind diese Tests vielen Ärzten und Zahnärzten noch völlig unbekannt. Wenn überhaupt irgendwelche immunologischen Tests vor einer geplanten Implantation durchgeführt werden, wird ein sog. Epikutantest gemacht, der natürlich fast immer negativ ausfällt, da wie bereits erwähnt, echte Allergien auf Titan eine Seltenheit darstellen.

Was heisst das alles für den Patienten und für den behandelnden Zahnarzt?

Dank technischen Fortschritten und neuen Entwicklungen in der Implantologie ist heute praktisch jeder Zahnarzt in der Lage, so ein Implantat zu setzen. Und trotzdem darf nicht vergessen werden, dass die Implantation eine anspruchsvolle Operation ist, bei der nicht nur manuelle Fertigkeiten des Chirurgen, sondern auch eine seriöse Planung unter Berücksichtigung von allen möglichen Risikofaktoren über den langfristigen Erfolg letztendlich entscheiden.
Möchten Sie mehr über Titan-Allergien wissen?

Stellen Sie Ihre Fragen an Dr. med. dent. Teresa Meyer. Telefon 044 261 77 55 oder schreiben Sie eine E-Mail
Photo by Peter Kasprzyk
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